„Wir lernen den gesamten Stationsalltag kennen“ Studierende der Medizin, Pharmazie und Pflege absolvieren am Uniklinikum Salzburg ein gemeinsames, fünfwöchiges Praktikum Die allgemeine Bettenstation der Uniklinik für Innere Medizin II (Kardiologie) ist mit 54 Betten die größte Station am Uniklinikum Salzburg. Neben dem Stammpersonal tummeln sich hier seit 9. Jänner auffallend viele junge Menschen. Hintergrund ist ein neues, österreichweit bislang einzigartiges Ausbildungsprojekt: eine interprofessionelle Ausbildungsstation. Zum ersten Mal absolvieren je zwei Studierende der Medizin und Pharmazie der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität und vier Studierende der Pflege, die an der FH Salzburg ausgebildet werden, ein gemeinsames, fünfwöchiges Praktikum. Die jungen Leute arbeiten – natürlich unter Aufsicht von erfahrenen supervidierenden Praxisanleitungen – im Stations-Alltag mit und betreuen daher auch Patientinnen und Patienten: „Wir sind in den tatsächlichen Ablauf und vor allem in die Organisation voll eingebunden – von der Aufnahme der Patientinnen und Patienten über die Diagnostik bis hin zu Untersuchungen“, erzählt ein angehender Mediziner. Seine Kollegin nickt und ergänzt: „Das ist ein guter Einstieg in den Übergang vom Studium zur Basisausbildung.“ Die Studierenden teilen sich ein Dienstzimmer: „Im Studium lernen wir zwar genau, wie Medikamente wirken, aber weniger über Kontra-Indikationen und Dosierungen. Da ist es super, dass wir unkompliziert nachfragen können.“ Im Gegenzug erhalten die angehenden Pharmazeutinnen Einblicke in medizinische und pflegerische Abläufe, die es in „normalen“ Praktika für sie nicht gibt: „Wir waren schon im Herzkatheterlabor – das würden wir normalerweise nicht sehen.“ Bereits in Woche zwei stellt sich der Alltag ein Nach einigen Tagen Eingewöhnung und gegenseitigem „Beschnuppern“ stellt sich bereits in der zweiten Praktikumswoche der Alltag ein: „Ganz ehrlich, am Anfang habe ich mich etwas überfordert gefühlt, aber mittlerweile läuft es“, meint eine Pflegestudentin. Das gemeinsame Lachen mit den Kolleginnen und Kollegen aller Berufsgruppen über dieses Eingeständnis ist ehrlich und ein Zeichen, dass sich gegenseitiges Vertrauen aufbaut.“ Das ist auch der tiefere Sinn des Projekts: Die Studierenden sollen so bald wie möglich lernen, wie die jeweils andere Berufsgruppe tickt. „Die Interaktion ist voll gut“, berichtet eine angehende Pharmazeutin: „Jede und jeder weiß, was die oder der andere macht.“ In einem Krankenhaus gibt es heute kein Nebeneinander der Berufsgruppen mehr, hier ist intraprofessionelles Teamwork gefragt. „Heute werden wir gemeinsam mit den Pharmazeutinnen die Medikamente für die Patientinnen und Patienten zusammenstellen“, erzählt ein Pflegestudent. Gemeinsam gehen Studierende aus allen Berufsgruppe unter Anleitung Visite – daraus ergeben sich professionelle Arbeitsgespräche. Ihre Patientinnen und Patienten kennen sie schon beim Namen. Die Studierenden müssen sich um den gesamten Ablauf kümmern Diese Verantwortung für einzelne Patientinnen und Patienten ist für alle drei Berufsgruppen neu. „In der Pflege haben wir viel mehr Praktika als die anderen, so ist einfach unser Studium. Aber bisher haben wir vor allem punktuelle Aufgaben erfüllt. Hier müssen wir uns um alles kümmern: Wenn eine Untersuchung angeordnet wird, müssen wir den Transport der Patientin bzw. des Patienten organisieren und alles, was er oder sie vorher und nachher braucht.“ Das Anmelden von Patientinnen und Patienten in anderen Abteilungen, die dazu notwendigen Telefonate und auch die Dokumentation im EDV-System, war für alle eine Premiere. Neu und lehrreich ist für die Studierenden auch, dass sie die gesamte Patienten-Historie erleben. „Wir erfahren, dass es eine Aufnahme gibt und reden über die Patientinnen und Patienten bereits, bevor sie da sind und können uns dabei schon abstimmen“, erzählt ein Pflegestudent. So wie er freuen sich auch alle anderen Studierenden auf die noch folgenden dreieinhalb Praxiswochen und vor allem darauf, nach dem Abschluss der Ausbildung voll in den klinischen Alltag einsteigen zu können. Ihre Erfahrungen fließen in die Begleitung des Projekts ein, das laufend evaluiert und angepasst wird. Der nächste Turnus mit neun Studierenden beginnt sein Praktikum an Österreichs erster interprofessioneller Ausbildungsstation im März.