Professor Daniel Weghuber, Vorstand der Uniklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, leitete eine weltweite Studie, deren Ergebnisse nun im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurden
• Die klinische Studie STEP TEENS belegt eine Verringerung des Körpergewichts und des Body-Mass-Index (BMI) um 17 % (entspricht 18 kg) im Vergleich zu Placebo bei Jugendlichen mit Adipositas, die das neue Medikament Wegovy® (Semaglutide 2,4 mg) erhielten. (1)
• Die Wirkung ist im Vergleich zu alleiniger Lebensstiltherapie um ein Mehrfaches stärker.
• Die STEP TEENS-Studie zeigt, dass die Behandlung mit Wegovy® einmal wöchentlich über die Gewichtsreduktion hinaus zu gesundheitlich bedeutsamen Verbesserungen der Herzkreislauf-Gesundheit führt. (1)
• Wegovy® ist das bislang einzige Medikament gegen Adipositas, für das eine Verbesserung der Lebensqualität durch Gewichtsverlust bei Jugendlichen mit Adipositas gezeigt werden konnte.
• Adipositas betrifft weltweit 157 Millionen Kinder (2), deren Sterblichkeitsrisiko im Vergleich zu Menschen ohne diese chronische Erkrankung dreimal erhöht ist. (3, 4) In Österreich sind in Summe etwa 50.000 Kinder und Jugendliche von Adipositas betroffen. (14)
Salzburg, Österreich, 3. November 2022 – Die Ergebnisse der internationalen klinischen Studie STEP TEENS (1) sind ein wichtiger Schritt im weltweiten Kampf gegen Adipositas bei Jugendlichen. Die Ergebnisse der Studie wurden von Univ.- Prof. Dr. Daniel Weghuber auf der Konferenz ObesityWeek® 2022 in San Diego, Kalifornien, vorgestellt und zeitgleich im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht. (1)
In der STEP TEENS-Studie erhielten 201 Jugendliche einmal wöchentlich entweder Wegovy® (134 junge Menschen) oder Placebo (67 junge Menschen) über einen Zeitraum von 68 Wochen, um die Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit zu prüfen. Die Gabe von Wegovy® führte im Vergleich zur Placebogruppe (BMI-Zunahme um 0,6 %) zu einer 16%-igen Reduktion des Body-Mass-Index (BMI). Über 60 % der Teenager im Alter von 12 bis 18 Jahren, die Wegovy® einnahmen, verloren mindestens 10 % ihres Gewichtes. Zudem verloren 40 % der mit Wegovy® behandelten Jugendlichen mindestens ein Fünftel ihres Gewichtes, während das nur bei 3 % der Probandinnen und Probanden in der Placebogruppe erreicht wurde. (1)
“In der Gesundheitsversorgung benötigen wir dringend wirksame Medikamente gegen Adipositas als Ergänzung zu einer Änderung des Lebensstils. Die Ergebnisse der STEP TEENS-Studie sind für Jugendliche, die mit Adipositas leben, ermutigend und vielversprechend. Das durchschnittliche Ausmaß der Gewichtsreduktion bei den Patientinnen und Patienten, die Wegovy® (2,4 mg Semaglutid) erhielten, ist beeindruckend. Die daraus resultierende Verbesserung der gewichtsbezogenen Herz-Kreislauf-Risikofaktoren sowie der Lebensqualität ist etwas, auf das wir als Angehörige der Gesundheitsberufe lange gewartet haben,” berichtet der Studienleiter Univ.-Prof. Dr. Daniel Weghuber. „Die Behandlung von Jugendlichen mit Adipositas steht am Beginn einer neuen Ära.”
Jugendliche mit Adipositas haben ein höheres Risiko ernsthafte Gesundheitsprobleme zu entwickeln, bleiben mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im Erwachsenenalter betroffen, wodurch sich ihr Sterblichkeitsrisiko verdreifacht. (3, 4) Gerade Teenager mit Adipositas leiden häufiger unter Depressionen, Angstzuständen, schlechtem Selbstwertgefühl, gestörtem Körperbild und sozialem Rückzug. (5) “Wir haben bereits die Wirksamkeit von Wegovy® (Semaglutid 2,4 mg) bei Erwachsenen gesehen, und jetzt zeigen die Ergebnisse der STEP TEENS-Studie, dass es auch für Personen ab 12 Jahren wirksam und sicher ist. Der beschriebene Effekt ist sogar noch deutlich stärker als bei Erwachsenen. Das ist ein sehr großer Schritt nach vorne”, fügt Univ.-Prof. Dr. Weghuber hinzu.
Über die STEP TEENS-Studie:STEP TEENS ist eine doppelblinde, multinationale (4 Kontinente, 8 Länder, 37 Studienzentren) und placebo-kontrollierte klinische Phase-3a-Studie über 68 Wochen, in der die Wirkungen von 2,4 mg Semaglutid subkutan einmal wöchentlich mit Placebo bei 201 Jugendlichen (12-18 Jahre) mit Adipositas, oder Übergewicht mit mindestens einer gewichtsbezogenen Begleiterkrankung, verglichen wurden. Die Jugendlichen und ihre Familien erhielten auch Beratung zu gesunder Ernährung und körperlicher Aktivität. Die Jugendlichen bekamen entweder per Zufall Semaglutid oder ein „Scheinmedikament“ (Placebo). (1) Der Wirkstoff Semaglutid ist eine gering veränderte Form eines körpereigenen hormonähnlichen Eiweißstoffes (ein Glukagon-like-Peptid), das bei Menschen mit Adipositas im Darm nach Nahrungsaufnahme in geringerer Menge freigesetzt wird. (1)
Das primäre Studienziel war die Veränderung des Body-Mass-Index (BMI) in %. Zu den wichtigsten sekundären Zielen gehörte der Anteil der Teilnehmer, die einen Gewichtsverlust von ≥ 5 %, ≥ 10 %, ≥ 15 % und ≥ 20 % im Vergleich zu Placebo erreichten. Die Ergebnisse in diesen vier Gruppen waren: 76 % gegenüber 23 % (Gewichtsverlust von ≥ 5 %), 63 % gegenüber 10 % (Gewichtsverlust von ≥ 10 %), 57 % gegenüber 5 % (Gewichtsverlust von ≥ 15 %), 40 % vs. 3 % (Gewichtsverlust von ≥ 20 %). Weitere sekundäre Ziele waren: Körpergewichtsreduktion von Beginn bis Woche 68, Veränderung des Gesamtkörpergewichts von Beginn bis Woche 68, Glukosespiegel, Blutfettwerte und Taillenumfang. Hier wurde gezeigt, dass Wegovy® signifikante Verbesserungen der kardiovaskulären Gesundheit sowie positive Auswirkungen auf das Gewicht und die gesundheitsbezogenen Lebensqualitätswerte hat. Die Studie weist ein gutes Verträglichkeitsprofil von Semaglutide aus. (1)
Über Adipositas:Adipositas ist eine chronische Erkrankung und Bedarf einer langfristigen Behandlung. (6) Sie resultiert in vielen ernsthaften Gesundheitsproblemen und einer verminderten Lebenserwartung. (7, 8) Die gesundheitlichen Beeinträchtigungen sind vielfältig und schließen Typ 2 Diabetes (6), Herzerkrankungen (6), obstruktive Schlafapnoe (9), nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (10) und bestimmte Tumorerkrankungen (11) ein. Die aktuelle Pandemie hat auch deutlich gemacht, dass Adipositas das Risiko für schwere Erkrankungen und Krankenhausaufenthalte aufgrund von COVID-19 erhöht. (12, 13)
Weiterführende Informationen:Univ. Prof. Dr. Daniel Weghuber
d.weghuber@salk.at; younghope@salk.at
www.younghope.at References:(1) Weghuber D, Barrett T, Barrientos-Pérez M, et al.. Once-Weekly Semaglutide in Adolescentswith Obesity. N Engl J Med. 2022; Nov 2; DOI: 10.1056/NEJMoa2208601
(2) World Obesity Federation. World Obesity Atlas 2022. Available at: https://www.worldobesityday.org/resources/entry/world-obesity-atlas-2022 Last accessed: October 2022.
(3) Lindberg L, Danielsson P, Persson M, et al. Association of childhood obesity with risk of early all-cause and cause-specific mortality: A Swedish prospective cohort study. PLoS Med. 2020; 17:e1003078.
(4) Kishore M, Gadde MD, Corby KM, et al. Obesity: Pathophysiology and Management. J Am Coll Cardiol. 2018; 71:69–84.
(5) Tucker S, Bramante C, Conroy M, et al. The Most Undertreated Chronic Disease: Addressing Obesity in Primary Care Settings. Current Obesity Reports. 2021; 10:396-408.
(6) WHO. Obesity: Preventing and managing the global epidemic. Available at: http://www.who.int/iris/handle/10665/42330 Last accessed: October 2022.
(7) Peeters A, Barendregt JJ, Willekens F, et al. Obesity in adulthood and its consequences for life expectancy: a life-table analysis. Ann Intern Med. 2003; 138:24-32.
(8) Guh DP, Zhang W, Bansback N, et al. The incidence of co-morbidities related to obesity and overweight: a systematic review and meta-analysis. BMC Public Health. 2009; 9:88.
(9) Gami AS, Caples SM and Somers VK. Obesity and obstructive sleep apnea. Endocrinology and Metabolism Clinics of North America. 2003; 32:869-894.
(10) Vernon G, Baranova A and Younossi ZM. Systematic review: the epidemiology and natural history of non-alcoholic fatty liver disease and non-alcoholic steatohepatitis in adults. Aliment Pharmacol Ther. 2011; 34:274-285.
(11) Whitlock G, Lewington S, Sherliker P, et al. Body-mass index and cause-specific mortality in 900 000 adults: collaborative analyses of 57 prospective studies. Lancet. 2009; 373:1083–1096.
(12) Finer N, Garnett SP and Bruun JM. COVID-19 and obesity. Clin Obes. 2020; 10:e12365.
(13) Ryan DH, Ravussin E and Heymsfield S. COVID 19 and the Patient with Obesity - The Editors Speak Out. Obesity (Silver Spring). 2020; 28:847.
(14) Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) (Hg.); Childhood Obesity Surveillance Initiative (COSI), 2021.