Die Uniklinik für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten ist als erste Klinik in Österreich im Besitz eines neuen digitalen 3D-Operationsmikroskops
© SALK/Fürweger
Oberarzt Michael Pimpl (l.) und OP-Pflegerin Brigitte Giger bei einem Eingriff mit dem ARRISCOPE.
„Es handelt sich um eine Technik, wie sie auch für 3D-Filme im Kino verwendet wird“, erklärt Professor Gerd Rasp, Vorstand der Uniklinik für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten am Uniklinikum Salzburg, die Funktionsweise des neuen 3D-Mikroskops ARRISCOPE. Herkömmliche OP-Mikroskope gibt es seit den 1950er-Jahren – ihre Funktionsweise ist im Wesentlichen damals wie heute dieselbe: Sie erzeugen ein binokulares Bild, wobei bereits bei der Bild-Teilung in die beiden Optiken Helligkeit verloren geht. Wird dann noch ein Kamerasystem angeschlossen, wie das bei herkömmlichen OP-Mikroskopen in der Regel der Fall ist, leidet die Bildqualität zusätzlich.
„Das ARRISCOPE erzeugt über zwei stereoskopische optische Strahlengänge zwei digitale Bilder und überträgt diese auf zwei Displays, die im Binokular integriert sind“, so Professor Rasp. Die Operateurin bzw. der Operateur sieht dadurch ein 3D-Bild ganz ohne zusätzliche Brille. „Die Bildqualität ist sensationell. Haut- und Fleischgewebe sowie Knochenstrukturen werden viel klarer und farblich deutlich unterscheidbarer dargestellt. Für die Patientinnen und Patienten bedeutet das noch mehr Sicherheit bei den Eingriffen.“
Außerdem nimmt das digitale 3D-Mikroskop ein breiteres Lichtspektrum als das menschliche Auge auf – etwa im Infrarot-Bereich. Die Bilder können dann im integrierten Forschungsmodus des ARRISCOPEs im Nachhinein bearbeitet werden, sodass die Strukturen noch deutlicher erkennbar sind.
Klinikvorstand war in die Entwicklung eingebunden
Professor Rasp war über persönliche Kontakte seit acht Jahren in die Entwicklung des ARRISCOPE eingebunden, die vom Münchner Start-up Munich Surgical Imaging (vormals ARRI Medical) vorangetrieben wurde. „Wir haben den ersten Prototyp in Bezug auf Bildqualität, Handhabung und Ergonomie immer weiterentwickelt.“ Seit ca. drei Jahren ist das ARRISCOPE in seiner neuesten Version nun CE-zertifiziert und kommerziell verfügbar. Das erste Modell in Österreich wurde im April an die Salzburger Uniklinik für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten ausgeliefert.
Professor Rasp: „Unsere bisherigen Erfahrungen bei den Operationen sind sehr gut.“ Er schätzt, dass bei rund 1000 der 2800 Eingriffe, die jährlich an seiner Klinik durchgeführt werden, das ARRISCOPE zum Einsatz kommen wird. „Vor allem verwenden wir es bei chronischen Mittelohrentzündungen, Steigbügelverknöcherungen, Implantaten im Ohr und mikrochirurgischen Eingriffen am Kehlkopf.“
Beitrag zum Jahr der Digitalisierung
Dozent Paul Sungler, Geschäftsführer der Salzburger Landeskliniken und gelernter Chirurg, zeigt sich vom neuen digitalen 3D-Operationsmikroskop beeindruckt: „Die Bilder der Operation können auf 3D-Monitoren direkt innerhalb und auch außerhalb des OP-Saals mit Polfilterbrillen ebenfalls in 3D, in derselben Bildqualität und Vergrößerung sowie Fokuslage als auch mit demselben Sichtfeld gesehen werden. Gleichzeitig zeichnet das ARRISCOPE die Eingriffe auf, die Aufnahmen können dann überall und jederzeit in 3D gesehen werden. Damit haben wir gerade in der Ausbildung unseres medizinischen Nachwuchses und in der Dokumentation unserer Eingriffe eine Qualität, die wir bisher nicht kannten.“
Die Salzburger Landeskliniken haben 2021 zum Jahr der Digitalisierung ausgerufen. Sungler: „Das neue digitale 3D-Mikroskop ist ein weiteres Beispiel, wie von unserer Digitalisierungsstrategie die Patientinnen und Patienten direkt profitieren.“
Dr. Hans Kiening, Geschäftsführer der Munich Surgical Imaging GmbH freut sich, die bisherige erfolgreiche und angenehme Zusammenarbeit mit Professor Rasp und seinen Kollegen aus dem Uniklinikum Salzburg fortsetzen zu können. „Gerade in Bezug auf Verbesserung der Patientengesundheit und im Bereich der Ausbildung haben wir noch eine ganze Reihe an Ideen, die sich nur mit einem digitalen Operationsmikroskop, wie dem ARRISCOPE, umsetzen lassen. Wir haben das ARRISCOPE so entwickelt, dass es eine upgradefähige Basisplattform für die digitale Zukunft der Chirurgie darstellt. Es lässt sich stets um innovative Ideen und Software-Applikationen erweitern, die auch vom technischen Fortschritt bei der Datenerfassung und -analyse profitieren.“