17.02.2025 | 1 Bild

Team aus Salzburg und Greifswald entdeckt neue Ursache für kindliche Schlaganfälle

Antikörper der Mutter wurden über die Plazenta auf Baby übertragen und lösten mehrere Schlaganfälle aus
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Vom Uniklinikum Salzburg waren beteiligt (v. l.): Radiologie-Oberarzt Johann Gradl, Neonatologie-Oberärztin Silke Häusler, Kinderärztin Katja Steinbrücker sowie Labor-Mediziner Janne Cadamuro.

Das Wichtigste zuerst: Dem kleinen Mädchen geht es trotz mehrerer Schlaganfälle in seinen ersten Lebenstagen den Umständen entsprechend gut. Auch seine Mama ist wohlauf. Diese hatte ihre Tochter im vergangenen Sommer per Kaiserschnitt zur Welt gebracht, nachdem sich der CTG-Befund (Kardiotokographie) verschlechtert hatte. Als sich bei einer Ultraschall-Untersuchung des Schädels nach der Geburt Auffälligkeiten zeigten, wurde das Mädchen an die Division für Neonatologie am Uniklinikum Salzburg verlegt.

Hier stellte sich heraus, dass Thrombosen beim Neugeborenen mehrere Schlaganfälle versuracht hatten. „Wir haben daraufhin unsere Spezialisten am Universitätsinstitut für Medizinisch-Chemische Labordiagnostik (UIMCL) kontaktiert und um ein erweitertes Thrombophilie-Screening (Screening zur Abklärung von Thromboseneigungen - Anm.) gebeten“, berichtet die behandelnde Neonatologie-Oberärztin Silke Häusler.

Die Analyse der Blutprobe des Babys brachte einen „etwas komischen Befund“, erzählen Doktorin Häusler und UIMCL-Leiter Professor Janne Cadamuro. Konkret wurden Hinweise auf VITT (Vakzin-induzierte immunthrombotische Thrombozytopenie) bzw. HIT (Heparin-induzierte Thrombozytopenie)-Typ-II-Antikörper gefunden. Cadamuro: „Diese können als pathologische Reaktion entweder nach einer Impfung oder einer Behandlung mit Heparin (ein Antigerinnungsmittel) auftreten – das Neugeborene hatte aber beides nicht.“

Eine zweite Untersuchung bestätigte den Erstbefund: „Eine Theorie war dann, dass diese Antikörper von der Mutter stammten, und diaplazentar (über die Plazenta - Anm.) übertragen worden waren. Das war höchst ungewöhnlich, weil das bislang noch nicht beschrieben war“, so Häusler.

Experten aus Greifswald bestätigten "komischen Befund"

Professor Cadamuro verwies die Neonatologin daraufhin an die Universitätsmedizin Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern). Die dortige Transfusionsmedizin ist ein europäisches Referenzzentrum für diese Art von Antikörpern. „Wir wollten diagnostische Fehler ausschließen.“ Das Ergebnis: Sowohl in der Blutprobe der Mutter als auch jener des Babys wurden dieselben Anti-PF4-Antikörper (HIT Typ II) bestätigt. Tatsächlich war die Mutter sowohl geimpft, als auch aufgrund einer früheren Thrombose mit Heparin behandelt worden.

„Dass Antikörper während der Schwangerschaft von der Mutter auf das Kind übertragen werden können, ist gemeinhin bekannt und wird oftmals als Nestschutz bezeichnet“, stellt Professor Thomas Thiele, Institutsleiter der Greifswalder Transfusionsmedizin, klar. „Dass aber auch Anti-PF4-Antikörper von der Mutter übertragen werden und damit Thrombosen beziehungsweise Schlaganfälle bei dem Kind ausgelöst werden können – das ist neu.“ Zu diesen Schlaganfällen kann es bereits vor, während oder erst nach der Geburt kommen.

Jetzt ist weitere Forschung notwendig

Die Erkenntnisse hat das österreichisch-deutsche Team nun im New England Journal of Medicine, einer der weltweit anerkanntesten Fachjournale, als Fallstudie publiziert (N Engl J Med 2025;392:719-721 DOI: 10.1056/NEJMc2413301) – Erstautorin ist Doktorin Silke Häusler: „Es wird jetzt sicher weltweit bei Geburten von Müttern mit antikörper-assoziierter Thrombose-Anamnese auf das erhöhte Schlaganfallrisiko für das Kind geachtet“, fasst sie eine Auswirkung der Entdeckung zusammen.

Damit ist aber nur ein erster Schritt getan. Der Beitrag wird weitere Forschung anstoßen. „Es wird in drei Richtungen gehen“, sind Häusler und Cadamuro sicher: 1. Soll es bei Schwangeren mit antikörper-assoziierter Thorombosen-Anamnese ein Screening der ungeborenen Babys im Hinblick auf Anti-PF4-Antikörper und Schlaganfallgefahr geben? 2. Welche Prophylaxe ist für die Babys möglich? 3. Wie können solche Schlaganfälle am besten behandelt werden?

Über die SALK:

Die Salzburger Landeskliniken (SALK) versorgen als größter Gesundheitsanbieter Salzburgs mit etwas mehr als 7.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr als 63.700 stationäre, 9.900 tagesklinische und 1,3 Millionen ambulante Patientinnen und Patienten im Jahr. Sie bestehen aus dem Uniklinikum Salzburg mit dem Campus Landeskrankenhaus (LKH) und Campus Christian-Doppler-Klinik (CDK) in der Stadt Salzburg und den Landeskliniken in Hallein, St. Veit sowie Tamsweg und halten Anteile an mehreren Reha-Einrichtungen im Bundesland.

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