25.01.2021 | 6 Bilder

Weltpremiere im OP: 22-stündiger Eingriff beendet jahrelange Leidensgeschichte von Patientin (53)

Ein 19-köpfiges Team des Uniklinikums Salzburg verband bei einer Tumor-OP am Schädel erstmals moderne Navigation, Bildgebung und 3D-Druck
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Ein 19-köpfiges Team des Uniklinikums Salzburg verband bei einer Tumor-OP am Schädel erstmals moderne Navigation, Bildgebung und 3D-Druck.

Mehr als zehn Jahre lang litt eine heute 53-jährige Innviertlerin an einem Meningeom: Dieser an sich gutartige Tumor führte im Schädel zu einem langsamen unkontrollierten Knochenwachstum, das vor allem die linke Seite inklusive Auge und Sehnerv betraf. Die Frau litt an ständig an heftigen Schmerzen, erblindete am linken Auge und konnte ihren Alltag zuletzt nur mehr mit starken Schmerzmitteln halbwegs ertragen. Nun hat diese Leidensgeschichte ein Ende.

Die Oberösterreicherin war an die Uniklinik für Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen (HNO) am Uniklinikum Salzburg überwiesen worden, die unter der Federführung der Uniklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG) gemeinsam mit den Unikliniken für Neurochirurgie sowie Orthopädie und Traumatologie das Zentrum für Rekonstruktive Chirurgie bildet. Im Rahmen dieses Zentrums begann Simon Enzinger, Geschäftsführender Oberarzt der Uniklinik für MKG, geneinsam mit Oberarzt Herbert Krainz von der Uniklinik für Neurochirurgie und Oberarzt Martin Dejaco von der Uniklinik für HNO bereits Anfang Dezember einen bislang weltweit einzigartigen Eingriff vorzubereiten. Dieser wurde am 19. auf 20. Jänner durchgeführt. Erstmals wurden dabei zwei innovative High-Tech-Systeme für den OP-Saal verbunden:

  • Das digitale Navigationssystem „Curve“ der Firma Brainlab ermöglicht vor, während und nach einem chirurgischen Eingriff einen nahtlosen Zugriff auf Patientendaten, Befunde und Bilder. „Mit einem Pointer können wir während einer Operation laufend den exakten Fortschritt der Tumorresektion (Entfernung – Anm.) kontrollieren und wichtige benachbarte Strukturen wie Gefäße und Nerven schonen und das in Regionen, die nur sehr schlecht einsehbar sind“, erklärt Enzinger.
  • Das digitale Ring-Röntgensystem „LoopX“ des Salzburger Unternehmens medPhoton liefert dazu hoch aufgelöste Bilder aus präzise definierten Bereichen bei gleichzeitig geringer Strahlenbelastung für die Patienten.

Die Verbindung dieser modernsten Technologien machte es möglich, dass die Oberösterreicherin von fünf Chirurgen gleichzeitig operiert werden konnte: Am Schädel wurde die betroffenen Bereiche operativ entfernt und zum einen durch Implantate aus Peek-Kunststoff und zum anderen durch ein Knochen- und Haupt-Transplantat ersetzt, das während der OP aus dem Oberschenkel entnommen wurde. „Die Peek-Implantate haben gegenüber Titan den Vorteil, dass sie bei weiteren Untersuchungen die Bildgebung nicht einschränken, weil sie aus Kunststoff sind“, erklärt Professor Alexander Gaggl, Vorstand der Uniklinik für MKG. Diese Implantate wurden auf dem eigenen 3D-Drucker der Uniklinik für MKG vorbereitet und dann von einem externen Unternehmen nach diesen „Mustern“ gefertigt. Knochen und Haut aus dem Oberschenkel werden vom Körper nicht abgestoßen und wurden dazu verwendet, die zerstörte Orbita (Augenhöhle) nachzubilden.

Insgesamt 22 Stunden operierten Professor A. Gaggl, Oberarzt S. Enzinger, Prof. M. Rasse, emeritierter Vorstand der Innsbrucker Uniklinik für Kieferchirurgie, Oberarzt H. Krainz von der Salzburger Uniklinik für Neurochirurgie sowie M. Dejaco, Leitender Oberarzt der Uniklinik für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten. Unterstützt wurden sie von einem wechselnden Team aus OP-Pflege, Anästhesie und Anästhesiepflege – insgesamt waren 19 Personen im Einsatz.

„Der Patientin geht es den Umständen entsprechend sehr gut“, berichtet Enzinger: Man werde in weiterer Folge vom Eingriff so gut wie nichts mehr sehen. Das linke Auge musste zwar vollständig entfernt werden. Dank der neu geformten Augenhöhle kann jedoch ein Glasauge eingesetzt werden, das optisch fast nicht vom eigenen Auge unterschieden werden kann.

Paul Sungler, Geschäftsführer der Salzburger Landesklinik, der selbst jahrelang als Chirurg tätig war, zeigt sich von der Leistung des interdisziplinären Teams aus verschiedenen Bereichen der Medizin und Pflege beeindruckt: „Wir haben das Jahr 2021 für die Salzburger Landesklinik zum Jahr der Digitalisierung ausgerufen. Damit meinen wir Digitalisierung, die bei den Patientinnen und Patienten ankommt. Dieser weltweit einzigartige Eingriff ist ein Musterbeispiel dafür.“

Die Uniklinik für MKG ist österreichweit das einzige so genannte Typ-B-Expertisezentrum für Kiefer-, Lippen- und Gaumenspalten sowie kraniofaziale Anomalien.

Über die SALK:

Die Salzburger Landeskliniken (SALK) versorgen als größter Gesundheitsanbieter Salzburgs mit etwas mehr als 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr als 64.200 stationäre, 9.300 tagesklinische und 1,2 Millionen ambulante Patientinnen und Patienten im Jahr. Sie bestehen aus dem Uniklinikum Salzburg mit dem Campus Landeskrankenhaus (LKH) und Campus Christian-Doppler-Klinik (CDK) in der Stadt Salzburg und den Landeskliniken in Hallein, St. Veit sowie Tamsweg und halten Anteile an mehreren Reha-Einrichtungen im Bundesland.

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Dr. Wolfgang Fürweger
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