08.05.2024 | 1 Bild

Zungen-Schrittmacher ermöglicht Patienten (47) erholsamen Schlaf

Gegen starkes Schnarchen und Schlafapnoe gibt es viele Therapien – die Ultima Ratio ist ein fix implantierter Zungenschrittmacher
© SALK/Fürweger

Oberärztin Marion Mayer-Berer, Patient Rainer Probst und Oberärztin Eva-Maria Zimmermann-Balogh.

Ein kleiner Eingriff veränderte vor zwei Jahren das Leben von Rainer Probst (47) zum Besseren. Er hatte zuvor unter starker Schlafapnoe, also Atemaussetzern beim Schlafen, gelitten und fühlte sich jeden Morgen wie gerädert. An der Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten wurde ihm nach mehreren erfolglosen konservativen und operativen Therapien in einem kurzen stationären Aufenthalt ein Zungenschrittmacher eingesetzt. „Seitdem ich diesen habe, ist mein Leben ganz anders geworden. Ich bin jeden Tag ausgeschlafen und topfit. Ich habe enorm viel an Lebensqualität gewonnen.“

Fast 60 Prozent aller über-50-jährigen Männer und knapp 40 Prozent aller Frauen über 50 in Österreich schnarchen. „In den allermeisten Fällen entsteht das typische Schnarchgeräusch durch ein Ansaugen des Gaumenzäpfchens und des Weichgaumens an die Rachenhinterwand“, erklärt Eva-Maria Zimmermann-Balogh, Oberärztin an der Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten (HNO).

„Begünstigt“ wird das Schnarchen durch das Liegen auf dem Rücken sowie durch einen engen Rachen, was häufig bei übergewichtigen Patienten der Fall ist. „Auch bei schlanken Patienten kann die individuelle Anatomie ein Schnarchen auslösen. Weiters entspannt sich die Rachenmuskulatur im Tiefschlaf, was das Schnarchen noch zusätzlich verstärkt.“ In selteneren Fällen kann das Scharchgeräusch durch die Mandeln, den Zungengrund oder den Kehldeckel ausgelöst werden.

Schlafapnoe kann zu Herzinfarkt, Schlaganfall oder Depression führen

Solange es sich um reines Schnarchen handelt, ist das zwar für die Partnerin bzw. den Partner störend, aber gesundheitlich unbedenklich. Problematisch wird es, sobald Atempausen dazukommen, die so genannten Schlafapnoen. Doktorin Zimmermann: „Durch die Atempausen sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut, was für Organe mit hohem Sauerstoffbedarf wie Herz und Hirn sehr belastend ist. Unbehandelt erhöht eine Schlafapnoe das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere für Herzinfarkt oder Schlaganfall, deutlich.“

Zudem wachen Personen mit Schlafapnoe oft auch nach subjektiv langem Schlaf „wie gerädert“ auf. Der Schlaf wird nicht mehr als erholsam empfunden. „Neben dem typischen Symptom der Tagesmüdigkeit kommt es oft zu einer allgemeinen Antriebslosigkeit und Lustlosigkeit bis hin zu einer Depression.“

Konservative und operative Therapien gegen Schlafapnoe

Sowohl gegen das Schnarchen, als auch gegen die Schlafapnoe gibt es wirksame Therapien, wie Marion Mayer-Berer, Oberärztin an der Universitätsklinik für HNO, erklärt: „An konservativen, also nicht-operativen Möglichkeiten, gibt es die Lage-Therapie oder die Unterkieferprotrusionsschiene (UKPS).“ Spezielle Schnarchwesten oder Schnarchrucksäcke verhindern, dass sich die Personen beim Schlafen auf den Rücken drehen. Die UKPS, oft auch Anti-Schnarchschiene, genannt, verschiebt den Unterkiefer leicht nach vorne, was die Atemwege im Schlaf offenhält. Gleichzeitig soll die Zunge daran gehindert werden, nach hinten zu rutschen und so die Atemwege zu blockieren.

Bei mittelgradigen und schwereren Fällen von Schlafapnoe wird auch die nächtliche Überdrucktherapie mit einer Maske (c/a/bi-PAP-Therapie – continuous/automatic/bilevel Positive Airway Pressure) eingesetzt: Die Maske ist mit einem Beatmungsgerät verbunden, das Luft aus der Umgebung ansaugt und mit Überdruck in die Atemwege insuffliert (einbläst). Doktorin Mayer-Berer: „Die PAP-Therapie ist nach wie vor die erste Wahl. Es gibt aber leider viele Patientinnen und Patienten, die damit nicht zufrieden sind. Eine aktuelle Studie aus Frankreich zeigt, dass nach drei Jahren nur mehr 50 Prozent der Patientinnen und Patienten die Maske benutzen.“ Gründe dafür: Die Maske wird oft als beengend empfunden, weiters kann sie zu trockenen Schleimhäuten, Bindehautentzündungen und gehäuften Atemwegsinfekten.

Als Alternative standen lange Zeit nur konventionelle operative Therapie des Gaumens zur Verfügung „Wir sprechen hier von Operationen am Weichgaumen und gegebenenfalls Zungengrund, bei der die Gaumenpartie gestrafft wird und je nach Notwendigkeit auch die Mandeln entfernt werden“, erklärt Doktorin Mayer-Berer.

Ein Zungenschrittmacher sorgt für erholsamen Schlaf

Neben diesen klassischen Operationsmöglichkeiten kann die Universitätsklinik für HNO schwer betroffenen Patientinnen und Patienten seit einigen Jahren nun auch einen Zungenschrittmacher anbieten. „Das ist ein kleines Gerät, das während eines kurzen stationären Aufenthalts mit zwei kleinen Schnitten im rechten Brustbereich und am Hals eingesetzt wird. Während des Schlafs stimuliert der Schrittmacher den Hypoglossus (Hirnnerv), was beim Einatmen die oberen Atemwege freihält.“

Rainer Probst (47) erhielt vor ca. zwei Jahren einen solchen Zungenschrittmacher: Zuvor war der Patient bereits an der Nasenscheidewand und am Gaumen operiert worden. Die Maske hatte er nicht vertragen. „Da hatte ich sogar Erstickungsängste. Frau Dr. Zimmermann-Balogh hat mich dann darauf aufmerksam gemacht, dass es dieses neue System nun auch in Salzburg gibt. Nach nur zwei Tagen im Krankenhaus bin ich nach Hause gegangen. Nach der Einheilungsphase wurde das Gerät aktiviert, seither fühle ich mich als neuer Mensch.“

Doktorin Zimmermann-Balogh freut sich über diese Rückmeldung, betont aber gleichzeitig, dass der Hypoglossus-Schrittmacher nur für Fälle, die die Überdrucktherapie mit der Maske nicht tolerieren, die geeignete Therapie darstellt.

Der gemeinsame Appell der beiden erfahrenen HNO-Oberärztinnen: Betroffene sollten sich zuerst an eine niedergelassene Fachärztin bzw. einen niedergelassenen Facharzt für HNO oder Lungenheilkunde wenden. Diese bzw. dieser kann bei Bedarf an die Ambulanz für Schlafbezogene Atemstörungen der Universitätsklinik für HNO zuweisen. Hier wird für die Patientinnen und Patienten eine umfassende Beratung, Diagnostik und gegebenenfalls in weiterer Folge operative Therapie angeboten.

Hören Sie zu diesem Thema auch unseren Podcast „Modernste Behandlungen gegen Schnarchen und Schlafapnoe“.

Über die SALK:

Die Salzburger Landeskliniken (SALK) versorgen als größter Gesundheitsanbieter Salzburgs mit etwas mehr als 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr als 64.200 stationäre, 9.300 tagesklinische und 1,2 Millionen ambulante Patientinnen und Patienten im Jahr. Sie bestehen aus dem Uniklinikum Salzburg mit dem Campus Landeskrankenhaus (LKH) und Campus Christian-Doppler-Klinik (CDK) in der Stadt Salzburg und den Landeskliniken in Hallein, St. Veit sowie Tamsweg und halten Anteile an mehreren Reha-Einrichtungen im Bundesland.

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