26.08.2024 | 4 Bilder

Sumayya (16) kann nach 20-Stunden-OP endlich lachen

Spektakulärer Eingriff mit Weltpremiere: OP-Team baut aus einem Mittelfußknochen zwei Kiefergelenke
© SALK/Fürweger

Sumayya Dalatmirova und ihre Begleiterin Nishangul "Nicky" Tajibaeva. Seit dem 20-stündigen Eingriff sind drei Wochen vergangen.

„Ich habe nie Etwas naschen können, jetzt kann ich aber Alles essen und werde auch Alles ausprobieren“, lacht Sumayya Dalatmirova. Die 16-Jährige stammt aus der abgelegenen Pamir-Region in Tadschikistan und hat eine schier unglaubliche Leidensgeschichte hinter sie: Vermutlich aufgrund einer unbehandelten Infektion verknöcherten im Kleinkinderalter ihre Kiefergelenke. Wegen dieser Ankylose (Gelenksteifheit) konnte sie nur flüssig ernährt werden. Im Alter von sechs Jahren war sie halb verhungert und musste in Deutschland erstmals operiert werden.

Die Verknöcherung beider Kiefergelenke bildete sich erneut. 2018 kam Sumayya daher erstmals und wieder stark unterernährt nach Salzburg. Hintergrund: Die Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG) ist eines von drei sogenannten Typ-B-Expertisezentren am Uniklinikum Salzburg. Das sind europaweit tätige Spezialeinrichtungen, in denen seltene und komplexe Fälle behandelt werden. Die Salzburger MKG ist Typ-B-Expertisezentrum für Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten und kraniofaziale Anomalien (Fehlbildungen des Gesichts und/oder Schädels).

Klinik-Vorstand Professor Alexander Gaggl gilt weltweit als Koryphäe und führte schon zahlreiche international beachtete Eingriffe durch. An seiner Klinik wurde auch das 3D-Druckzentrum des Uniklinikums installiert: 2023 setzte Gaggl im Zuge eines Heilversuchs einem 55-Jährigen die weltweit erste Hinterhaupt-Prothese aus dem 3D-Drucker ein. Ärztinnen und Ärzte der Klinik sind immer wieder ehrenamtlich in Entwicklungs- und Schwellenländern und operieren dort Säuglinge und Kinder. Sumayya wurde 2018 aber wegen ihres schlechten Allgemeinzustands nach Salzburg geholt.

Mit dem Abschluss des Wachstums erfolgte die finale Operation

Nach der Operation 2018 konnte sie mit einem kleinen Löffel essen. Jetzt, nachdem das Wachstum abgeschlossen ist, folgte vom 1. auf den 2. August 2024 der dritte, finale Eingriff: Professor Gaggl und das OP-Team entnahmen den linken Mittelfußknochen des zweiten Zehs, durchtrennten diesen in der Mitte und bauten aus den beiden Teilen das linke und rechte Kiefergelenk nach. Professor Gaggl: „Ehrlich gesagt ist es schon sehr schwer zum Operieren gegangen und hat bis fünf Uhr in der Früh gedauert.“

An Gaggls Seite standen bei diesem 20-stündigen Eingriff der bekannte Kärntner Unfallchirurg Dr. Heinz Bürger – „ein persönlicher Freund und einer der besten Handchirurgen der Welt“ –, MKG-Oberarzt Jörn Wittig, Anästhesie-Oberarzt Peter Schmidt sowie drei OP-Pflegeteams und zwei Anästhesie-Pflegeteams. „Die Challenge sind die Gefäßanschlüsse (Anastomosen), weil man nur indirekt Zugang hat über den Mund und die Schnittführung vor dem Ohr“, erklärt Professor Gaggl.

Spektakulärer Eingriff war auch eine weltweite Premiere

Einen eigenen Knochen verwendete er, weil dieser durchblutet ist und daher nicht abgestoßen wird. Allerdings müssen dazu die feinen Blutgefäße jeweils einzeln vernäht werden. Normalerweise würde man für zwei Gelenke zwei Zehen samt Mittelfußknochen entnehmen. Professor Gaggl entschied sich weltweit erstmals (!) für den schwierigen Weg mit einem Zeh: „Sumayya ist erst 16 Jahre alt und sie hätte wochenlang nicht laufen können.“ Beim Gehen wird das Fehlen der zweiten linken Zehe keine Probleme bereiten.

Eine Prothese war nicht in Frage gekommen. Professor Gaggl: „Die würde nur 15 Jahre halten. Außerdem gibt es immer das Risiko einer Infektion. Das muss so verheilen, dass Sumayya in ihrer Heimat auf Dauer ohne Probleme leben kann.“ Aktuell trägt die 16-Jährige auch eine Zahnspange, damit der Biss abgesichert wird.

Sumayya möchte am Uniklinikum Salzburg als Pflegerin arbeiten

Gemeinsam mit ihrer Begleitperson Nishangul „Nicky“ Tajibaeva, einer ehrenamtlich tätigen Helferin, die früher selbst Patientin war, wird Sumayya noch bis Ende September in Salzburg sein, um spätere Infektionen und Komplikationen auszuschließen. Die Zeit nutzt sie, um ihre Deutsch- und Englischkenntnisse weiter zu verbessern: „Ich möchte so gut Deutsch lernen, damit ich später einmal hier an der Klinik von Professor Gaggl als Pflegekraft arbeiten kann.“

Sumayya und Niki sind im Ronald McDonald Haus Salzburg, direkt am Uniklinikum Campus LKH, untergebracht. Sie haben die Möglichkeit, den Aufenthalt durch eine Spende zu unterstützen.

Kontoinhaber: Gemeinnützige Salzburger Landekliniken GmbH
IBAN: AT14 3400 0122 0441 7408
BIC: RZ00AT2L
Verwendungszweck: Spende Sumayya, DSA10026
Bei steuerlicher Absetzbarkeit fügen Sie bitte im Verwendungszweck Ihren Namen und Ihr Geburtsdatum hinzu.

Über die SALK:

Die Salzburger Landeskliniken (SALK) versorgen als größter Gesundheitsanbieter Salzburgs mit etwas mehr als 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr als 64.200 stationäre, 9.300 tagesklinische und 1,2 Millionen ambulante Patientinnen und Patienten im Jahr. Sie bestehen aus dem Uniklinikum Salzburg mit dem Campus Landeskrankenhaus (LKH) und Campus Christian-Doppler-Klinik (CDK) in der Stadt Salzburg und den Landeskliniken in Hallein, St. Veit sowie Tamsweg und halten Anteile an mehreren Reha-Einrichtungen im Bundesland.

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Bilder (4)

4 032 x 3 024 © SALK/Fürweger
4 032 x 3 024 © SALK/Fürweger
550 x 768 © SALK
607 x 613 © Nishangul Tajibaeva


Kontakt

Dr. Wolfgang Fürweger
Dr. Wolfgang Fürweger
Leiter Unternehmens­kommunikation und Marketing
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