20.08.2024 | 1 Bild

System „Zero Gravity“ schützt das Team im Herzkatheter-Labor vor Strahlung

Am Uniklinikum Salzburg forschen Kardiologinnen und Kardiologen an einer neuartigen Technik, um Röntgenstrahlen zu reduzieren – die neuesten Ergebnisse werden aktuell publiziert
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Dozent Mathias-Christoph Brandt, Professorin Uta Hoppe und Oberärztin Erika Prinz mit dem "Zero Gravitiy"-System im Herzkatheter-Labor.

Interventionelle Kardiologinnen und Kardiologen gehören zu jenen Personen, die über ihr Berufsleben hinweg der größten Strahlenbelastung ausgesetzt sind. Grund dafür: Im Herzkatheter-Labor werden die Blutgefäße mit Hilfe von Röntgen-Strahlen dargestellt (Angiografie). Betroffen sind von der Strahlung nicht nur die Medizinerinnen und Mediziner selbst, die neben den Patientinnen und Patienten direkt am Untersuchungstisch stehen, sondern auch die Beidienste (Radiologietechnologie und Pflege) – vielfach handelt es sich um junge Frauen im gebärfähigen Alter.

„Wir haben daher schon vor Jahren begonnen, uns intensiv mit dem Thema Strahlenschutz für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auseinanderzusetzen und vor vier Jahren das ‚Zero Gravity‘-System angeschafft“, berichtet Professorin Uta Hoppe, Vorständin der Universitätsklinik für Innere Medizin II (Kardiologie).

Entlastung für den gesamten Körper

Bei diesem System arbeiten die Kardiologinnen und Kardiologen mit einem Röntgen-Schutzschild, das an einem flexiblen Arm an der Decke des Herzkatheter-Labors befestigt ist und dadurch im Gegensatz zu einer herkömmlichen Bleischürze, die bis zu zehn Kilogramm wieg, für die Medizinerinnen und Mediziner gewichtslos ist. Hoppe: „Die Ärztinnen und Ärzte am Tisch ermüden dadurch auch weniger schnell. Langfristig schont das ‚Zero Gravity‘-System auch Wirbelsäule und Gelenke, weil sich das Gewicht der herkömmlichen Schutzausrüstung natürlich auch auf den Körper auswirkt, wenn man sie täglich über viele Stunden tragen musst.“

Der größte Vorteil ist aber der weitaus bessere Strahlenschutz, wie Oberärztin Erika Prinz und Oberarzt Dozent Mathias-Christoph Brandt erläutern. Die beiden arbeiten im Herzkatheter-Labor und leiten ein Projekt, das die Auswirkungen des „Zero Gravity“-Systems auf den Strahlenschutz wissenschaftlich erforscht. „Wir haben mittlerweile mehr als 3000 Untersuchungen in unserer Datenbank, bei denen wir die Strahlenbelastung für unsere Teams mit fünf Dosimetern gemessen haben, die am Oberkörper und Kopf der Kardiologinnen und Kardiologinnen befestigt waren.“ Damit verfügt die Universitätsklinik für Innere Medizin II wohl über den weltweit größten Datenschatz in diesem Bereich.

Bis zu 97 Prozent weniger Streustrahlung

Die Messungen zeigen: Das größte Problem ist die Streustrahlung, sprich: jene Dosis, die sich außerhalb des eigentlichen Untersuchungsbereichs ausbreitet, der durch herkömmliche Bleischürzen geschützt ist. Dozent Brandt: „Der Effekt des ‚Zero Gravity‘-Systems ist schlichtweg umwerfend! Wir können nachweisen, dass das die Belastung durch Streustrahlung für die Kardiologinnen und Kardiologen um bis zu 97 Prozent reduziert wird. Selbst für die Beidienste, die mit konventionellem Strahlenschutz seitlich des Systems stehen, beträgt die Reduktion noch immer zwischen 45 und 60 Prozent.“

Professorin Hoppe: „Natürlich erfüllen auch die herkömmlichen Bleischürzen die Vorschriften des Strahlenschutzes. Uns war das aber zu wenig. Unsere Teams führen bis zu 30 Herzkatheter-Untersuchungen pro Woche durch. Da kommt eine ordentliche Strahlendosis zusammen, wenn man sich an den offiziellen Grenzwerten orientiert.“

Dozent Brandt, Doktorin Prinz und das Team des Herzkatheterlabors wissen das zu schätzen: „Was in unserem Herzkatheterlabor täglich eingesetzt wird, ist wirklich Strahlenschutz-Technik der Zukunft. Viele reden von Wertschätzung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber wenn jemand Geld in die Hand nimmt und dermaßen weit über den gesetzlich vorgeschriebenen Strahlenschutz hinausgeht – das heißt schon etwas!“

Das gilt insbesondere für Frauen, ergänzt Dozent Brandt: „In Deutschland liegt im ärztlichen Bereich der Frauenanteil im Herzkatheter-Labor bei nur fünf Prozent. Die wesentlichen Sorgen der Frauen sind Strahlenbelastung und Rückenprobleme aufgrund des schweren Strahlenschutzes aus Blei. Beide Probleme werden mit dem ‚Zero Gravity‘-System behoben.“

Oberärztin Prinz und Oberarzt Brandt haben die wissenschaftlichen Ergebnisse auf zahlreihen Kongressen in Österreich, Europa und den USA vorgestellt, die neuesten Daten werden Ende Mai auf der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Kardiologie in Salzburg der Fachwelt vorgestellt.

Über die SALK:

Die Salzburger Landeskliniken (SALK) versorgen als größter Gesundheitsanbieter Salzburgs mit etwas mehr als 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr als 64.200 stationäre, 9.300 tagesklinische und 1,2 Millionen ambulante Patientinnen und Patienten im Jahr. Sie bestehen aus dem Uniklinikum Salzburg mit dem Campus Landeskrankenhaus (LKH) und Campus Christian-Doppler-Klinik (CDK) in der Stadt Salzburg und den Landeskliniken in Hallein, St. Veit sowie Tamsweg und halten Anteile an mehreren Reha-Einrichtungen im Bundesland.

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